Wortgewaltig wunderbar

Jan 07 2020

Mein Beitrag zu #roastyourself von @madeyemouni und @verses.of.lilith.

Worte sind Schmerz, Worte sind Leid,
Worte sind Liebe, Worte sind weit...

....aus geduldiger, als ich selbst. Ich maße mir an,
alles zu wissen, alles zu kennen, ALLES, und dann
schreibe ich was das Zeug hält, tippe und tippe
Tage und Nächte, ich zieh' an der Strippe
die niemals ein Ende, ein Gegenstück fand,
rolle behände ein Knäuel aus dem endlosen Band
beschimpfe die Welt, versuch' zu belehren,
nicht ohne jeder Belehrung mich selbst zu erwehren.

So schreib' ich Kommentare,
reime Dromedare,
erzähl von Gefühlen,
die ich niemals gekannt!
Ich erzähle von Liebe,
von Trauer und Freude,
all "meine" Triebe,
die einst "fühlte" ich heute,
erzähl von den Lügen,
die auf Papier ich gebannt.

Worte sind Schmerz. Worte sind Leid.
Gefühle sind Toast, Gefühle sind weit....

...aus aufregender, als ich je wusste. Ich maße mir an,
sie zu kennen, sie zu fühlen, zu leben, und dann
schreibe ich was das Zeug hält, tippe und tippe,
Wärme und Kälte, sie steh'n an der Klippe,
springen hinab in das Gefühlsmeer aus Eis,
das ich niemals finde, nichteinmal als Greis.
Poesie ist Gefühl, Gefühl ist Poesie,
die ich nie empfinde dank Alexithymie.

So schreib' ich nun sachlich,
reime nur fachlich,
erzähl von dem Ärger,
den ich wirklich empfand!
Ich erzähle von Daten,
von Politik und von Hass,
lass euch alle waten
ganz tief in dem Fass
voll mit Dummheit, mit Quatsch,
werf' euch ins Wasser mit riesigem Platsch,
erzähl von dem Ärger,
den auf den Screen ich gebannt.

Und dann?

Wortgewaltig wunderbar verpufft mein Werk bedeutungslos im Nichts.

Awareness Lies Within

Apr 16 2019

Now it's official: I'm not human.

How I know? I tried to buy new glasses today. The exact same model I already have, just with adapted lenses (and without damaged coating). The guy in the shop started to laugh and said, no human ever would want that, and that the glasses I'm wearing are "out" and he wouldn't want to sell me such outdated things. New glasses for that old model? Yes, we can do that, but you'll be two weeks without them.

Don't take me wrong, I do actively embrace change. I try to change everything - until I am satisfied. I'm constantly revising my style of coding, rearranging stuff in my flat, changing recipes in order to find the ideal fit. But why change something I'm absolutely satisfied with? Just for the purpose of change? My current model of glasses is perfect. It's made out of thin, unobtrusive black metal. It's almost invisible beneath my black hair, it's lightweight but not too light - and it fits. Why bother settling for something less elegant, something that doesn't have this perfect fit? Why bother to go on an endless quest to find something equally perfect, when some idiot fashionists decided: oh, that doesn't look good anymore, nobody wants that?

Arturo Brachetti held a whole TED talk on the topic "life is change", and I agree with him: without change, individuals can't evolve. And nature, left alone, is in a constant flow of change, everything influencing each other. But there's always a but, and sometimes, it's a big but: humans also need structure, need things that do not change. Structure gives them (remember, I was made inhuman...) safety, and with safety comes the ability to focus. A person who feels safe, who is sure about "I will survive the next day" - such a person can strive for excellence, can focus on their major trait, and change, experiment, improve.

Our whole world is built on change. Everyone embraces change, in one way or another. One follows the latest fashion, another one hunts new and improved gadgets - another person keeps learning about new techniques in arts and music. Noone stays stagnant in every aspect of his or her life, and when I say noone, I literally mean: not a single living human on earth.

At the same time, everyone keeps to their habits in other areas. Be it wearing the same outfit for years and years on, not being able to cope with the latest technology, or watching the Harry Potter movies for the 512th time. Because those habits, they aren't "ticks", they aren't "strangeness", and they most certainly aren't "un-human" or "defects". Those habits are what keep us safe - what keep us "us".

So, if you "love change" - look out for the things you never change, be aware of your anchors. If you "love steadiness" - look out for the things you play with, you experiment with. Don't judge others by your own standards - but take an interest in theirs. Be aware!

Nicht von dieser Welt

Jun 04 2016

Kennt ihr das? Man sitzt abends gemütlich mit seinen Freunden zusammen bei einem Bier, und jeder erzählt Anekdoten aus seinem Arbeitsalltag. Die Stimmung ist gut, alle lachen - und einer schweigt. Man denkt sich: der ist aber still heute. Vielleicht müde, vielleicht krank. Oder schüchtern. Introvertiert.

Tja, ich bin einer von diesen Schweigenden. Klar, ich rede sonst auch nicht viel, aber gerade bei dieser Gelegenheit ist kein Ton von mir zu hören. Denn ich bin auf eine ganz besondere Art anders: Ich bin Informatiker. Software-Entwickler, um genau zu sein. Und ich erlebe jeden Tag so viel Mist, bekomme jeden Tag eine Wagenladung voller Anekdoten vor die Nase gesetzt, ich muss nur zugreifen und sie einstecken. Und dennoch schweige ich. Warum?

Dazu muss ich etwas ausholen. Zu den Anekdoten der Anderen. Da ist zum Beispiel Peter. Peter ist LKW-Fahrer, aus Leidenschaft. Er hat nach dem Abitur beschlossen, lieber eine Ausbildung zu machen, und seine Begeisterung für Kraftfahrzeuge aller Art zu seiner Berufung gemacht. Und Peter erzählt: "Da fahr ich also auf die A8, wie immer. Mir war ja schon bewusst, dass es ein bisschen geschneit hat. Aber was mich auf der Autobahn erwartet hat, hab ich noch nie erlebt: ich fahr also gemütlich um die Kurve, erschrecke, mache eine Vollbremsung, und steh vor einer weißen Wand. Es hat nicht mehr viel gefehlt, dann hätte ich von meiner Fahrerkabine aus einen Schneemann bauen können. Da hilft dann auch nicht mehr viel - ich ruf' also den Disponenten an und warte auf den Räumdienst." Alle lachen. Weil sich jeder in die Situation reindenken kann.

Oder Timo. Timo hat gerade sein Medizinstudium beendet, und macht die Facharzt-Ausbildung zum Chirurgen. "Und gestern, da war ein Patient da, ich musste mich echt zusammenreißen, damit ich nicht laut loslache... hat der doch glatt eine Bissverletzung im Enddarm. Und erzählt dann, dass er sich aus Versehen auf seinen Hamster gesetzt hat." Noch mehr Gelächter.

Tina, eine Ingenieurin, erzählt: "und ich sitz so da, und baue meine Platine. Ein Widerstand, ein kurzer Leiter, ein Chip, ein Knopf..." - "Ein Knopf?!" - "Jepp, ich Trottel hab einfach mal meinen Hemdknopf auf die Platine gelötet. Macht das nie, Jungs. Das Plastik stinkt wie Hölle, und die Platine ist für'n Arsch." Peter: "Das kann ich mir vorstellen. Ich hatte letztens eine Ladung Tiefkühlfisch, und mitten auf der A6 ist mir dann die Kühlung ausgefallen..." Gelächter. Timo: "Boah, das ist ja sooo eklig. Da hatte ich letztens eine auf'm Tisch, ich glaub, die hat sich ihr Leben noch nie untenrum gewaschen..."

Und dazwischen sitze ich. Schweigend. Ich habe allein an diesem Tag drei Fehler in unserem Produkt beseitigt, Fehler die aus purer Dummheit des Entwicklers entstanden sind, und über die ich mich mit meinen Kollegen noch in einem Jahr lustig machen werde. Ich versuch's also mal: "Heute hatte ich auch wieder einen tollen Bug... da hielt es ein Kollege für eine tolle Idee einen Pointer zu dereferenzieren, den er erst danach setzt. Und das war seit 7 Jahren im Code." Schweigen. "Ein Pointer ist ein Verweis auf eine Variable. Wenn der auf nichts zeigt kann man ihn nicht dereferenziehren. Das führt zu einer Exception." Schweigen. "Einem Crash." Schweigen. "Meine Güte, bei uns hat vor 7 Jahren jemand einen Crash eingebaut, der nie aufgetreten ist, weil die entsprechende Codestelle 7 Jahre lang nie aufgerufen wurde." Ein lautes "Ahhhh" der Menge führt uns dann wieder zurück zu Tina, deren Sensor falsch kalibriert war, und zu Peter, der wegen eines Planungsfehlers von einem Kollegen auf der gesamten Tour verfolgt wurde. Ich schweige. Für den Rest des Abends.

Wir Informatiker, Programmierer, Software- und Datenbankjunkies kommen prima klar mit uns. Aber unser Job ist inkompatibel zum Rest der Welt. Wir sprechen eine andere Sprache, eine Sprache, für die es oft keine Metaphern aus der realen Welt gibt. "Mein Kollege hat heute ein Refactoringprojekt einer der Kernklassen eingecheckt, und dabei den Gluecode vergessen, und ist dann in den Feierabend gegangen..." ist für uns völlig verständlich. Einen "Muggel" habe ich dabei spätestens bei dem Wort "eingecheckt" verloren: Dein Kollege ist Lehrer? Eine Klasse eingecheckt? In ein Hotel?

Refactoring bedeutet, dass Code umgeschrieben wird, sodass er danach strukturierter ist, leichter nachvollziehbar, aber immer noch das gleiche tut. Das ist noch einfach. Bei Klassen wird es schon schwieriger: In einem Programm gibt es jede Menge an "Objekten". Ein Objekt ist dabei eine Ansammlung von zusammengehörigen Informationen. Die Art dieses Objekts nennt man "Klasse". So kann zum Beispiel die Klasse "Auto" die Informationen "Hersteller", "Typ" und "Sitzplätze" beinhalten. Für jedes Objekt Auto sind also dann Hersteller, Typ und Sitzplätze eindeutig zuordenbar gespeichert.
Schon etwas komplizierter, oder? Und jetzt der Hammer: "eingecheckt". Es gibt für uns Entwickler Tools, die sich "Versionsverwaltung" nennen. Das kann man sich vorstellen, wie einen Schrank, in dem unser Quelltext liegt. Jeder Entwickler hat eine oder mehrere lokale, nur für ihn selbst zugängliche Kopien dieses Originalschranks, in denen er arbeiten kann, und wenn er eine Änderung so gemacht hat, dass er zufrieden damit ist, kann er (Teile seiner) Änderungen wieder veröffentlichen. Dazu stellt er eine Kopie seiner Kopie des Schranks vor den Originalschrank, was dann die Kopie seiner Kopie zum Originalschrank für alle anderen Entwickler macht. Abgefahrene Sache, das. Aber wenn man das alles bei jedem Erzählen einer Anekdote von neuem Aufrollen muss, wird aus einem einfachen Satz ein halbstündiger Vortrag, und keiner möchte mehr zuhören.

Ich würde an der Unterhaltung so gerne teilnehmen. Aber die einzigen allgemein verständlichen Versionen des obigen Satzes, ohne die lange Erklärung, sind: "Ein Kollege hat heute kurz vor Feierabend den ganzen Betrieb blockiert." Und: "Ein Kollege hat heute etwas ganz dummes gemacht, und ich durfte es ausbaden." Und während alle anderen ihre Anekdoten anreichern mit Beschreibungen, Metaphern, Adjektiven und Bildern, kann ich nur stupide diesen einen Satz wiederholen.

An solchen Abenden fühle ich mich genau so: nicht von dieser Welt. Ich sitze da, schweige, und wünsche mich nach Hause. Denn so sehr ich die Zeit mit meinen Freunden auch genieße - wenn ich daran nicht teilnehmen kann, kann ich mich auch einfach mit einer Flasche Wein in die Badewanne setzen, und dabei Musik hören.

Norns I-V

Mär 15 2015

Far from here in a forlorn world, three ladies sat and wove,
They wove the clouds, the lights, the terror,
wove pretention, luck and woe.
Three ladys by the names of Norns.
Urd, the past, long gone and still
agressive now in our days.
Verdandi, now, becoming thrilled,
for only now's reality.
Skuld, the future, all unknown,
for this is fate, it's to become.
The three of them are called

The Norns.

Norns I

Affection, created by someone so much different from you.
Illusion, emanated by a person yet to become,
caught in a web of "doesn't matter".
The harder you try, the stronger it gets.
Don't suffice.
Suffer.
Sufficient.
Before you know.
Caught in an ambush of spikes.
Try to escape. Burn.
The more you struggle, the deeper it cuts.
Lost. Loved.
Dead.
Fate.

Norns II

The sea is big. It's deep. And blue.
Don't fall into the sea.
You'll drown.
Death.
Fate?

Norns III

Caution! Do not enter!
Step.
By step.
By step.
Step by step you walk into enemy territory.
You walk through a minefield, seemingly unharmed.
You walk through the no man's land, seemingly unharmed.
You walk over the frontier, seemingly unharmed.
You walk beyond enemy lines, seemingly unharmed.
But every step you do
makes yourself illegal
To
Fate.

Norns IV

Three strings bring you towards the trial:
One, bright as the stars. Close you look: it's ones and zeros.
Two, blue as the sea. Close you look: it's fish and monkeys.
Three, red as your blood. Close you look: it is your blood.
One pulls, and pulls, and all its effort is lost.
Two pulls, and pulls, and draws you aside.
Three pulls, and without resistance you rush all along.
Do not underestimate
The red string.
How do you decide?
Choose what?
Decision matters
Death.
Fate.

Norns V

Nothing is wrong
Is wrong.
Should not have,
Would not have,
Could not have.
Meaningfull. Meaningless.
Regret.
Meaningless. Meaningfull.
Without regret
You die from
Fate.

Today I thought I fixed a bug

Feb 26 2015

99 little bugs in the code,
99 little bugs in the code,
Take one down, patch it around:
117 little bugs in the code.

117 little bugs in the code,
117 little bugs in the code,
Take one down, patch it around:
132 little bugs in the code.

// repeat to infinity