Teufelskreis?

Jan 31 2021

Wenn Finsternis wie Klingen schneidet,
papierverliebt doch Worte meidet,
wenn Schattenfreunde Licht vertreiben,
nur Schemen in den Augen bleiben,
wenn Stille laut wie Donner grollt
wo Angst befreit im Spiele tollt...
Dann sieh Dich um, und schau genau,
such' das Warum und handle schlau,
tritt aus dem Schatten ein ins Licht,
vergiss das dunkle Angesicht.
Denn Freunde schneiden nicht wie Klingen,
Stille schwindet leicht im Singen,
Lichter spiegeln sich im Schnee
und Sonne wärmt den kalten See.
Schwer fällt der Schritt, doch einst geschafft,
bleib auf dem Weg, kostet's auch Kraft!
Je mehr du kämpfst kommt auch zurück,
es ist ein harter Weg ins Glück.
Leicht fällt's, sich zu vergessen,
leicht ist man von dem Geist besessen,
der Dunkelheit ins Herzen bringt,
mit Klingen in die Seele dringt,
der, einem Freund und Feind zugleich,
sich ausdehnt zu dem toten Reich
aus dem man schwerlich nur entflieht,
den Weg ohn' Leuchte fast nicht sieht,
stattdessen jedoch leuchtet klar
das Ende, das nie eines war.
Doch gib nicht auf, kämpf bis zum Schluss,
im Licht zu stehen ist Hochgenuss,
und jeder Schritt, so schwer er fällt,
ist einer, der dich bei dir hält.

"Traditionell" = "verrostet"?

Sep 15 2020

Liebes Internet, ich bin mal wieder genervt. Diesmal von den "traditionellen Medien". Denn diese Medien hängen immer noch am antiquierten Modell der Kundenvergrau... äh... Bindung. Kundenbindung. Doch mal zurück an den Anfang, als ich noch nicht genervt war.

Ich bin gerne informiert, und lese gerne interessante Zeitungsartikel zu irgendwelchen Themen. Nicht täglich, aber oft genug. Heute wollte ich lesen: ein Interview mit Streeck bei der Welt, ein Artikel über Jungautoren bei der Zeit, eine Kolumne über politische Entwicklungen im Kurier, und vielleicht noch eine Reportage über das neue Einkaufszentrum hier um die Ecke in der SZ.

So grundverschieden diese Artikel auch sein mögen, eines haben halle vier gemein: sie verstecken sich hinter einer Paywall. Das ist grundsätzlich gut und fair. Ich lege mir gerne ein Konto bei der entsprechenden Zeitung an, und schalte mir einzelne Artikel gegen eine Einmalzahlung frei.

Wäre 1€ pro Artikel okay...? Für einen Euro bekommst du ein Testabo für einen Monat, danach kostet es <zweistelliger Betrag> monatlich.

Hä, was? Nein, ich will diesen einen Artikel lesen. Mehr nicht. Tut uns leid, einzelne Artikel kannst du bei uns nicht kaufen, aber du kannst ja für einen Euro ein Testabo abschließen. Danach kostet das dann nur <zweistelliger Betrag> pro Monat!

Euer ernst? Ich soll ein Abo abschließen? Für den einen Artikel, den ich lesen will? Ja. Du kannst im Kiosk doch auch nicht sagen "ich will aus der Zeitung diesen Artikel, und aus der den anderen..." Da kauft man doch auch immer die ganze Zeitung.

Ja, genau! Man KAUFT sich EINE Zeitung. Was ihr mir hier vorschlagt, ist ALLE Zeitungen zu MIETEN. Das ist doch was ganz anderes! Aber mit unserem Abo bekommst du immer alle Neuigkeiten.

Alles tendiert zum Abo. Oftmals ist das auch ganz gut: für den Preis einer BluRay bekomme ich ein Netflix-Monatsabo, und kann mir so viele Filme wie ich will ansehen. Komplette Serien kosten auf BluRay gerne mal das vierfache eines Monatsabos. Solange einer dieser Anbieter alles bietet, was ich konsumieren möchte, ist das voll okay. Doch wehe, man sucht etwas bestimmtes. Eh' man sichs versieht, braucht man dann noch ein Abo bei Amazon Prime, eines bei Hulu, bei TVNOW und wie sie nicht alle heißen. Das geht ins Geld, und man beginnt, seinen Konsum nach Anbietern zu sortieren, und diese monatlich zu wechseln. Und solange es nur um reinen Konsum, um "Luxusausgaben" geht, ist das meinetwegen okay.

Doch in dem Moment, in dem es um Information geht, um - im weitesten Sinne - Bildung, erwarte ich eigentlich, dass von den technischen Möglichkeiten Gebrauch gemacht wird. Auf der Seite von Stiftung Warentest kann ich jeden Test einzeln kaufen, als PDF herunterladen, Ausdrucken, meine Wand damit tapezieren... Doch die traditionellen Medien kommen mit der Schnelllebigkeit und der Wechselhaftigkeit der Millenials und jüngerer Generationen nicht zurecht. Dort ist noch der Gedanke der Kundenbindung verankert. Wenn ich einen Leser habe, muss ich diesen um jeden Preis an mich binden. Die Welt ist hierbei noch extremer: hier wird ein Artikel als Teaser online gestellt. Wer ihn lesen will, muss die Printausgabe kaufen.

Vielleicht bin ich auch unfair, und es ist eher der Tatsache geschuldet, dass diverse Artikel sehr kurzlebig sind. Vielleicht hat man auch nicht verstanden, dass das Verkaufen einzelner Artikel ein spannendes Geschäftsfeld wäre. Nicht nur das: ich bin sogar davon überzeugt, dass vielen Zeitungen aufgrund dessen, dass sie die Option, den Zugang zu einzelnen Artikeln zu kaufen, nicht anbieten, potentielle Kunden eher abschrecken.

Denn ich bin mir absolut sicher: ich gebe lieber bei sechs Zeitungen jeweils 10€ für einzelne Artikel aus, als bei einer 30 für das komplette Angebot, von dem mich gerade mal 10% interessieren, nur um dann auf die Angebote der anderen Zeitungen zu verzichten.

Von Kausalität und Komplexität

Mai 28 2020

Dieser Text wurde zuerst als Gastbeitrag unter dem Pseudonym Tangalur in der Kolumne "Film und Fußball" auf KeinVerlag veröffentlicht.

“Was? Wovon redet der? Kausalität und Komplexität? Was hat das mit Filmen zu tun?” - Viel. Aber vielleicht fangen wir nicht am Ende an, sondern am Anfang.

Derzeit gibt es kein Thema, das die Menschen mehr beschäftigt, als dieses winzige Ding mit dem Namen “SARS-CoV-2”. Auf den sozialen Medien herrscht Krieg - aber hier wird nicht mit ballistischen, chemischen oder biologischen Waffen gekämpft, nein, es herrscht eine wahre Infodemie. Bill Gates will alle Menschen chippen lassen? Der Lockdown ist eine Lüge? Was für ein Film epischen Ausmaßes!

Doch stellt sich mir die Frage: woher kommt das? Also, nicht dass es das Hauptthema ist - man hat ja sonst nix mehr, worüber man reden kann. Sondern wieso werden jetzt all diese Verschwörungstheorien laut? Ist den Menschen langweilig, weil sie nicht mehr ins Kino dürfen? Jein. Langeweile ist sicherlich ein Faktor in dem ganzen Trauerspiel, jedoch nicht der einzige. Angst und mangelnde Informationen stehen auch ganz oben auf der Liste. Aber sind wir damit schon am Ursprung der Kausalitätskette? Und endlich beim Thema Film angelangt?

Nein. Und ja! Ein guter Film lebt ja bekanntlich von einem Spannungsbogen. Aber wie funktioniert so ein Spannungsbogen? Wieso kann man Spannung aufbauen? Ein Teilaspekt dessen, den wir uns jetzt ansehen wollen, ist die Verfügbarkeit von Information. Die Spannung einer Handlung lebt davon, dass der Zuschauer relevante Teile der Informationen nicht kennt. Ich rede hier nicht von einem MacGuffin, dessen eigentliche Funktion nur darin besteht, zu existieren - sondern von wirklich wichtigen Informationen. In einem klassischen Krimi muss der Zuschauer mit den wenigen Informationen, die dem Ermittler zur Verfügung stehen, auskommen. Das macht den Hauptteil der Spannung aus. Wer hat Heinz Müller warum wie ermordet? Am Ende kommt man meist auf einen relativ einfachen Zusammenhang aus Ursache (Motiv) und Wirkung (Mord).

Nun hat ein guter Film aber noch eine weitere Eigenschaft: man schaut ihn sich auch gerne mehrmals an. Der Spannungsbogen alleine kann nicht Grund dafür sein. Man kennt die Handlung, diese Luft ist jetzt raus. Und dennoch gibt es Dinge, die dazu führen, dass man sich sogar einen klassischen Krimi, dessen Lösung man bereits kennt, mehrmals anschaut. Nun, herzlich Willkommen in der Welt der Komplexität. Ein guter Krimi lebt nicht von seinem Plot. “Lieschen Meier hat Heinz Müller aus Eifersucht mit dem Messer erstochen” habe ich vermutlich schon in locker 200 Varianten gesehen. Das, was einen Film lebendig macht, sind die vielen Dinge darumherum: Emotionen, Charakterentwicklung, Detailreichtum am Set, “Nebenquests” und versteckte Abhängigkeiten. Diese Dinge bewirken, dass wir gute Filme immer wieder ansehen, unter anderen Gesichtspunkten, und immer wieder Neues in ihnen entdecken - denn wir können gar nicht alle Details, alle Zusammenhänge auf einmal erfassen.

Genau so geht es uns nun auch mit Covid-19. Die Ursache-Wirkungsbeschreibung “da ist ein Virus und macht uns krank” ist altbekannt. Das wichtige ist: wie verhält es sich? Wie breitet es sich aus? Jede Analyse, jede Studie kann ein so komplexes System nur aus einem Blickwinkel betrachten, nur einzelne Aspekte untersuchen. Jede Studie verbessert das Bild, und hilft uns, die vorherigen Informationen genauer zu bewerten und besser zu verstehen. “Der Lockdown war unnötig” streitet gegen “der Lockdown musste genau so passieren” - doch die Welt ist nicht schwarz und weiß, die Welt ist bunt. Sicherlich wird man Aspekte finden können, die unnötig waren. Genauso wie Teile der Maßnahmen maßgeblich zur Eindämmung beigetragen haben.

In diesem Sinne möchte ich nun alle Leser dazu auffordern, selbst darüber nachzudenken, und sich ein differenziertes Bild zu schaffen. Versetzt euch in die Positionen der Anderen, betrachtet die Sache aus einem anderen Blickwinkel, und diskutiert konstruktiv, nicht destruktiv. Zusammen schaffen wir es, das “Jahrhundert der Komplexität” zu überstehen!

Von Farben und Komplexität

Mai 07 2020

Nur weil man sich nicht freudestrahlend gegen Covid-19 impfen lassen will, ist man noch kein "Impfgegner".

Nur weil man die RKI-Kommunikation verwirrend findet, ist man noch kein Verschwörungstheoretiker.

Beobachtung 1: Wer nicht 100% d'accord geht mit "Kurs Merkel" wird sofort als Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Wer es bedenklich findet, dass Kapitalisten einen Impfstoff mit vereinfachten Zulassungsbestimmungen auf den Markt werfen wollen, ist automatisch Impfgegner. Als wäre die Welt schwarzweiß, als gäbe es keine Graustufen.

Beobachtung 2: "Beschimpfen statt aufklären" hat stark zugenommen. Das verstehe ich nicht: Niemand mag es "dumm" genannt zu werden. Und ich glaube nicht daran, dass es in meinem Bekanntenkreis "dumme" Menschen gibt. Verschwörungstheorien entstehen in der Regel vor allem aus Unwissen in einem bestimmten Fachzweig - und daraus folgender Angst. Das ist doch total klar - wir können nicht alle gleichzeitig Ärztin, Astrophysikerin, Informatikerin, Tischlerin und Historikerin sein. Das Leben besteht aus Teamwork, denn nur so ist die Menschheit erfolgreich.
Wir können aber etwas tun - wir können herausfinden, wo die Ängste des jeweils anderen liegen. Wir können darauf eingehen, und erklären, warum irgendetwas geschieht, und warum das sinnvoll ist. Wir können uns gegenseitig aufbauen, gemeinsame Nenner finden, und wir können alle voneinander lernen.

Beobachtung 3: (Uff, jetzt wird's kompliziert...) Ich sehe hier immer wieder den Wunsch nach Kausalitätsketten. Das ist insofern logisch, als dass die gesamte Forschungsgeschichte der Menschheit bis ins späte 20. Jahrhundert so funktioniert hat. "Wenn ich einen Apfel hochwerfe, fällt er wieder herunter" - das stimmt in den meisten Fällen, aber eben nicht immer. Wenn ich einen Apfel schnell genug hoch werfe, löst er sich aus der Erdanziehungskraft und fliegt sonstwohin. Das hat gut funktioniert, und die meisten mechanischen Maschinen, die wir benutzen, folgen diesem Prinzip: eine dedizierte Ursache führt zu einer dedizierten Wirkung. Das macht es uns einfach, sie zu bedienen, und die Kausalitätskette lässt eine sehr einfache und direkte Fehlerbehebung zu. Doch schon bei Computern wird es komplexer: endlos viele Faktoren wirken auf das System ein. Was zwischen einem Tastendruck und dem Erscheinen eines Buchstabens auf dem Bildschirm passiert, hat viele Abhängigkeiten, und fast alle sind "Blackboxen", von denen wir nicht wissen, was sie tun. Warum erscheint mein Buchstabe nicht? Das Kabel könnte kaputt sein, ein Treiber könnte einen Fehler haben, ein Prozess könnte abgestürzt sein, ein anderes Programm könnte ihn abfangen... es gibt viele Möglichkeiten für diese Ursache.
Computersysteme und Biologie haben eines gemeinsam: sie sind komplex. Das bedeutet: nur weil ich weiß, wie jeder einzelne Teil funktioniert, heißt das noch nicht, dass ich verstehe, wie das Gesamtkonstrukt funktioniert. Das System ist mehr als seine Einzelteile. Wenn wir die Entwicklung einer Epidemie betrachten, dann betrachten wir immer nur einen kleinen Ausschnitt eines hochkomplexen Systems, und versuchen daraus Aussagen zu treffen. "Ohne Lockdown wäre alles in die Hose gegangen" vs. "der Lockdown hat nichts gebracht"? Die Wahrheit liegt sicherlich irgendwo in der Mitte. Es gibt sicherlich Teilaspekte, die einfach überhaupt keine Wirkung hatten. Es gibt aber genauso sicher auch Aspekte des Konzepts, die "missionskritisch"waren. Es ist halt alles nicht so einfach, wie man es gerne hätte...

In diesem Sinne: die Welt ist bunt - malt sie nicht immer nur schwarz oder weiß!

Erkenntnüsse des 03.03.2020

Mär 04 2020
  • 03.03.2020 ist fast ein Palindrom. Es ist zumindest ein optisch sehr schönes Datum.
  • Der Login bei sozialen Netzwerken sollte einen IQ-Test beinhalten.
  • Wenn es eine Plattform gibt, auf der Menschen blöde Fragen stellen können, werden sie alles tun, um das "selber Denken" zu vermeiden.